Viele Growerinnen und Grower stehen vor einem Problem: Hitze, die sich in der Growbox staut. Diese Hitze kann viele, teils vermeidbare, Ursachen haben.
Als Auswirkung mindert die angestaute Hitze in der Growbox die Qualität der Ernte in vielen Punkten.
In diesem Artikel findest du heraus wie du die Growbox Temperatur senken kannst.
Was passiert mit meinem Grow, wenn die Growbox zu warm ist?
Hier ergeben sich gleich mehrere Gefahren: Zu allererst wird die Pflanze durstiger, weil sie über die Blätter mehr Wasser abgibt.
Das liegt daran, dass bei erhöhten Temperaturen die Luftfeuchtigkeit sinkt. Ab 28° Celsius verflüchtigen sich bereits die ersten Terpene.
Da Terpene für Aroma und Geschmack im fertigen Grow zuständig sind, solltest Du das unbedingt vermeiden. Bei 30-35° verliert die Pflanze die meisten ihrer Terpene und damit das fertige Endprodukt viel Aroma.
Ab etwa 40° Celsius beginnen die Eiweiße in der Pflanze gar, sich zu zersetzen. Passiert das, hört Deine Pflanze auf, zu wachsen, um die Schädigung zu heilen.
Ab 42° Celsius sind die Schäden an den pflanzeneigenen Eiweißen irreversibel.
Das heißt im Klartext: Die geschädigten Pflanzenteile werden sich nicht mehr erholen.
Versuchst Du, eine unterwässerte Pflanze öfter oder mehr zu wässern, ergeben sich daraus neue Gefahren: Überdüngung beispielsweise.
Um dieser Gefahr vorzubeugen, ist es ratsam, die Düngermenge konstant gleichbleibend zu halten.
Bei einer Überwässerung steigt aber auch die Gefahr für Schimmelbildung rapide an. Blüten sind äußerst kompakte Gebilde, die Wasser speichern.
Das ist einerseits ein Grund, warum man niemals von oben wässert und andererseits ein Auslöser für Schimmel.
Du solltest Dir klarmachen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Luftfeuchtigkeit und Temperatur besteht.
Ist die Luft kühler, so nimmt sie weniger Wasser aus der Umgebung auf. Das führt dazu, dass die Luftfeuchtigkeit steigt.
Steigt die Temperatur nun wieder, kann die Luft auch wieder mehr Wasser speichern, was die Luftfeuchtigkeit sinken lässt.
Beträgt der Temperaturabfall zwischen Tag- und Nachtphasen Deiner Pflanze mehr als 8° Celsius, steigt die Luftfeuchtigkeit in der Nachtphase schon zu sehr an.
Schimmelbildung droht!
Zusätzlich können verwelkende und austrocknende Blätter der Pflanze unnötig Energie rauben, die sie dringend benötigt.
Entferne diese unbedingt.
Die Sonnensegel Deiner Hänflinge benötigen die Energie!
Pflanzen fühlen sich genau wie wir Menschen nur bei optimalen Temperaturen wirklich wohl. Im Extremfall sind verwelkte Blätter und vertrocknete Stellen an den Blattspitzen nicht Deine einzigen Probleme: Die Blütenbildung kann auf unnatürliche Art fuchsschwanzartig geformt sein.
Das ist zwar für einige Hanfsorten normal, in den seltensten Fällen aber bei Indoor-Sorten. Bei ihnen ist das Fuchsschwanzartige am Blütenwachs ein Anzeichen für zu eine zu hohe Hitzeeinwirkung.
Die Fuchsschwänze erkennst Du daran, dass die Blüten sich nicht nach oben hin verjüngen, sondern turmartig wachsen. Einige herausstehende Zuckerblätter führen zum typischen buschigen, fuchsschwanzartigen Aussehen. Fuchsschwänze müssen keine Blütenmissbildung sein, sind es aber zumeist.
Eine konstante hohe Wärme kann auch zur Bildung von unerwünschten Bakterien und Krankheiten führen.
Zu nahe an den Blüten positionierte Lichtquellen können diese regelrecht verbrennen. Das kann Deinen Ertrag noch schneller komplett ruinieren als Schimmelbefall.
Typische Ursachen von zu hohen Temperaturen in der Growbox
Als Vorbeugung gegen ein Verbrennen von Pflanzenteilen haben sich Growboxen mit verstellbarer Lampenhöhe bewährt.
Auch ist bei der Verwendung von Metallhalogen- oder Natriumdampflampen in Growboxen ist Vorsicht geboten:
Diese sind eher für offene, große Growrooms konzipiert. Sie geben viel Energie und Wärme ab und verursachen oft Probleme mit Hitzestau in engen Growboxen.
Zu starke Reflektoren in der Growbox und ein zu schwacher Abluft-Ventilator sind ebenfalls oft hauptverantwortlich für den gefährlichen Wärmestau.
Insgesamt sind die meisten Probleme mit zu warmen Growboxen im Vorhinein vermeidbar, allerdings braucht eine vernünftige Ernte auch Erfahrung.
Oftmals ziehen unerfahrene Growerinnen und Grower zu viele Pflanzen auf zu wenig Fläche hoch. So kann es vorkommen, dass der Abluft-Ventilator schlichtweg nicht genug Energie hat, um den Grow ordentlich abzukühlen.
Zu wenig Umluft, wie es in sehr engen Growboxen oft der Fall ist, ist ebenfalls in vielen Fällen der Übeltäter, da die fehlende Umluft für einen Hitzestau sorgen kann.
Steht Deine Growbox in einem zu warmen Raum, kann die zu warme Zuluft von außen für einen Hitzestau sorgen.
Überlege Dir am besten schon vor Dem Grow, wie groß deine Growbox sein sollte. Eine zu kleine Growbox führt in Kombination mit energiereichen Lampen gerne einmal zu Hitzeproblemen. Generell lässt sich festhalten, dass die meisten Fehler beim Growing schon in der Planung gemacht werden.
Die gängigsten Ursachen für zu hohe Temperaturen in der Growbox sind:
- Die Beleuchtung ist zu stark: Besser LED Lampen statt MHL oder NDL nutzen!
- Die Growbox ist zu klein für die verwendeten Lampen oder Reflektoren.
- Die Leistung der Abluft reicht nicht aus.
- Die Growbox steht in einem zu warmen Raum. Damit ist die Zuluft von außen zu warm.
- Zu viele Pflanzen in einer Box
Wie setzen sich die optimalen Bedingungen in der Growbox zusammen?
Ob Deine Pflanze in der Growbox gut wächst und Ertrag abwirft oder nicht, ist von vielen Faktoren abhängig:
Lampen und deren Höhe, Stärke und Positionierung der Reflektoren, sowie auch Art und Menge der Reflektoren sind mit der Luftfeuchtigkeit die wichtigsten Aspekte.
Auf die Wechselwirkung zwischen Luftfeuchtigkeit und Temperatur sind wir weiter oben schon eingegangen.
Doch wie misst man die Luftfeuchtigkeit und was bedeutet der Wert eigentlich genau? Nun, man misst die Luftfeuchtigkeit mit einem sogenannten Hygrometer.
Die meisten Hygrometer messen die Luftfeuchtigkeit im offiziellen Wert RH zwischen 0 und 100 %. Das Kürzel RH bedeutet relative humidity oder relative Feuchtigkeit. Der Prozentwert gibt an, wie viel von dem maximalen Aufnahmepotential an Feuchtigkeit die Luft gerade hat.
Die Werte solltest Du mehrmals am Tag kontrollieren und notieren. Alternativ kannst Du Dir auch einen sogenannten SensorPush zulegen, ein Hygrometer mit Aufzeichnen-Funktion, das Dir die Daten auch komfortabel auf Smartphones und andere mobile Geräte sendet. Das hat den Vorteil, dass die meisten SensorPushs nicht nur Hygrometer, sondern auch Thermometer sind.
Als erste Wahl, wenn es um die richtigen Lampen in einer Growbox geht, haben sich LED-Lampen erwiesen. Sie geben deutlich weniger Wärme ab als Natriumdampf- oder Metallhalogenlampen. Zusätzlich sparst du dir bei LED-Lampen meistens auch ein externes Netzteil und zusätzliche Hitze.
Ein Vorschaltgerät, auch Belichtungstimer genannt, sollte sich von selbst verstehen. Die Luftabsaugung muss sich idealerweise im oberen Drittel der Growbox befinden. Dort staut sich die nach oben strömende Wärme am meisten.
Am Ende der Luftabsaugung befindet sich zumeist noch ein Aktivkohlefilter. Dieser sorgt dafür, dass der Geruch Deine Pflanzen nicht verrät.
Wenn Geruchsbildung egal ist, kannst Du den Aktivkohlefilter auch ausbauen.
Wenn du Deinen Aktivkohlefilter aber benutzt, solltest du die Luftfeuchtigkeit keinesfalls über 70 % steigen lassen, weil dieser dann seine Wirksamkeit verliert.
Als Faustregel gilt, dass Deine Pflanze in der Anzucht viel Luftfeuchtigkeit benötigt und zur Blüte hin immer weniger, obwohl das freilich von Sorte zu Sorte variiert. In der Wachstumsphase bildet der kleine Hänfling dadurch Kraft, dass er durch hohe Luftfeuchtigkeit viel Wasser über Blätter und Wurzeln aufnehmen kann.
Grow Phase | Luftfeuchtigkeit | Temperatur |
---|---|---|
Keim & Anzucht | 40 bis 60 % | 23 bis 26°C |
Wachstum | 40 bis 70 % | 20 bis 30°C |
Blüte | 40 bis 50 % | 18 bis 26°C |
Ende Blüte | <40 % | 18 bis 26°C |
So kannst du deine Growbox Temperatur senken
Ist deinen Hänflingen in der Growbox zu warm, gibt es mehrere Möglichkeiten, was Du tun kannst. Noch weiterführende Techniken wie Co2-Zusatz oder das Wechseln der Düngemethode würden hier allerdings den Rahmen sprengen.
1. Stärkerer Abluft-Ventilator
Der Abluft-Ventilator kann zwar auf voller Tour arbeiten, wenn er zu schwach ist, aber eben nicht genug Luft durch den Aktivkohlefilter und danach ins Freie pumpen.
Schwierig an dieser Methode sind die Kosten für einen neuen Ventilator und meistens auch einen neuen Aktivkohlefilter. Wenn Du nicht befürchten musst, dass der Geruch Deiner Hänflinge dich verrät, kannst Du auch probieren, den Aktivkohlefilter auszubauen.
Ein neuer Abluft-Ventilator bringt aber definitiv mehr. Wenn Du die Abluft austauschst, nimm ruhig einen etwas zu starken Ventilator.
Das hat den Vorteil, dass Du die Leistung nun variabel runterregeln kannst.
2. Lampen austauschen
Natriumdampflampen oder Metallhalogenlampen sind oft zu leistungsstark für Growboxen.
Eine LED-Lampe ist da oft die bessere Wahl. Mit der LED-Lampe sparst Du Dir auch ein externes Netzteil, dass speziell geschirmt sein muss.
Die LED-Lampen sind zwar deutlich teurer in der Anschaffung, aber wegen des deutlich günstigeren Stromverbrauches haben sich die Kosten nach einigen Monaten amortisiert. Zudem überzeugen LED-Lampen durch eine hohe Lebensdauer und der fertigen Vorverkabelung.
Die Umwelt freut sich auch über stromsparende LED-Lampen.
3. CoolTubes verwenden
Falls Du Deinen Natriumdampf- und Metallhalogenlampen doch nicht abschwören willst oder die hohen Kosten einer LED-Lampe scheust, kannst Du auch einfach eine sogenannte CoolTube über den Lampen anbringen.
Diese Röhren zerstreuen und dämpfen die Wärme, die von Lampen abgegen wird. Es gibt sie von verschiedenen Herstellern für verschiedene Lampenformen.
Im Allgemeinen funktionieren CoolTubes so, dass die Lampe in einer Glasröhre angebracht wird, die an einem eigenen Ventilator angeschlossen ist.
Durch den entstehenden, geschlossenen Luftstrom um die Lampe wird deren Abwärme besser abtransportiert. Gleichzeitig reflektiert die Röhre die gewünschte, verbleibende Energie und verteilt diese damit besser.
Eine Colltube kann die enstehende Hitze um bis zu 50 % reduzieren.
4. Raumluft verbessern
Ein weiterer wirksamer Tipp ist, die Luft in dem Raum zu verbessern, in dem die Growbox steht. Oft ist nur ein häufigeres Lüften vonnöten, um für frischere Luft zu sorgen.
Zudem kann es, wenn die Growbox zu warm ist, sinnvoll sein, den Raum weniger zu heizen. Trockene, heiße Heizungsluft ist ohne nicht schön für Deine Pflanzen.
An heißen Sommertagen solltest Du allerdings nur morgens vor der Mittagssonne fünf bis zehn Minuten stoßlüften. An warmen Regentagen mit hoher Luftfeuchtigkeit aber bitte auf das Lüften verzichten.
Zudem kann es sinnvoll sein, die Läden geschlossen zu lassen, um nicht zu viel Wärme hereinzulassen. Alternativ dazu kann auch – je nach Budget – die Anschaffung einer Klimaanlage Sinn ergeben.
Es ist auch möglich, den kompletten Raum besser zu isolieren, doch das wäre in den meisten Fällen mit Kanonen auf Spatzen schießen.
5. Tag und Nacht vertauschen
Ein fortgeschrittener, doch zugleich simpler Trick ist es, einfach die Phasen von Tag und Nacht zu vertauschen. Das lässt sich mit den meisten Zeitschaltuhren problemlos bewerkstelligen, und es hat einen unglaublichen Effekt:
Da es in der Nacht zumeist wesentlich kälter ist, gilt das auch für die angezogene Zuluft.
So löst Du das Problem meistens.
Du musst aber darauf achten, dass, wenn in dem Raum, in dem sich die Growbox befindet, Tag ist, dass Deine Pflanzen dann schlafen.
Diesen Raum also bitte tagsüber nicht überheizen, wenn Du die Tag- und Nachtphasen tauschst!
6. Die Zahl der Pflanzen reduzieren
Pflanzen brauchen – genau wie wir Menschen – Platz, um sich auszubreiten.
Trotzdem kommen Leute auf die Idee, ihre Growbox vollzuklatschen und zu hoffen, dass mit stärkeren Lampen alles schon wird.
Ein schwerer Kardinalfehler!
Bedenke auch, wie viel größer Pflanzen in der Wachstumsphase werden.
Sicherlich kannst und solltest Du die Höhe der Lampen immer wieder nachjustieren, aber wenn die Hänflinge zu hoch gewachsen sind, hilft nur noch, sie auf mehrere Growboxen zu verteilen.
Ein Beschneiden der Hänflinge bewirkt nämlich in der Regel, dass diese noch buschiger wachsen, was das Problem verschlimmert.
7. Für stärkere Zuluft sorgen
Die Zuluft ist das dritte Glied in der Kette der Luftzirkulation. Dieser Tipp bringt aber nur dann etwas, wenn die angesaugte Luft nicht schon zu warm ist.
Stärkere Zuluft könnte sonst die Wärme in Deiner Growbox sogar noch steigern!
8. Ventilatoren in der Growbox tauschen
Nicht nur Ab- und Zuluft sind wichtig, sondern auch die zirkulierende Umluft. Staut sich diese zu sehr, ist das Resultat oft, dass die Growbox zu warm wird.
An diesem Punkt bescheren einem die Maße der Growbox oft Einschränkungen, aber als Fausregel für solche Fälle gilt: Alle Arten von Ventilatoren können – sofern dimmbar – überdimensioniert in der Leistung sein, um dann heruntergeregelt zu werden.
Eine stärker verwirbelte Umluft lässt Stämme und Äste dicker wachsen und verhindert feuchte und zu warme Stellen.
9. Das Vorschaltgerät oder dessen Platz tauschen
Viele Growerinnen und Grower verstauen ihr Vorschaltgerät in der Growbox. Das kann zusätzlichen Wärmestau verursachen.
Hier gibt es nun zwei Möglichkeiten, um in der Growbox die Temperatur zu senken:
Einerseits kannst Du Deine jetziges Vorschaltgerät gegen ein Dimmbares autauschen.
Andererseits kannst du das Vorschaltgerät außerhalb der Growbox deponieren, um eine weitere zuätzliche und unnötige Wärmequelle zu umgehen.
10. Die komplette Growbox umstellen
Das kann eine gute Möglichkeit darstellen, wenn sonst gar nichts mehr hilft. Eine gute Möglichkeit ist, die Growbox entweder in die Nordseite eines Gebäudes oder in schlechter beheizte Bereiche wie Treppenhäuser oder Abstellkammern zu verfrachten.