Bevor eine Cannabispflanze wachsen und in der vegetativen Phase gedeihen kann, muss der Cannabissamen keimen.
Bei diesem Prozess wächst die Pflanze aus ihrem Samen, schlägt erste Wurzeln und bildet schlussendlich ein Blätterpaar aus. Da die junge Pflanze bei der Keimung ganz besondere Anforderungen hat, schauen wir uns diesen Prozess im Detail an.
Cannabissamen keimen lassen – die wichtigste Regel
Wollen Sie einen Cannabissamen keimen lassen, bricht die im Samen enthaltene Pflanze durch den durchnässten Samen hindurch und wird zum Sämling.
Dabei birgt der Samen genug Nährstoffe, um den Sämling über die ersten Tage hinweg optimal zu versorgen.
Die Keimung ist eine eigene Phase im Leben der Pflanze, so wie die Wachstums- oder Blütephase. So wie die Blütephase durch die Umstellung der Photoperioden eingeleitet wird, fängt die Keimung mit einem befeuchteten Samen an.
Ganz wichtig ist, dass die Samen nur mit sauberen Händen angefasst werden. Stelle dir die Samen wie zarte Babys vor, die vor Umwelteinflüssen geschützt werden müssen. Die Bakterien deiner Hände können ausreichen, um der Pflanze den Garaus zu machen. Meistens arbeiten Grower darum mit desinfizierten Pinzetten.
Eine der wichtigsten Grundregeln ist anschließend, dass keimende Pflanzen auf keinen Fall gedüngt werden dürfen! Wird eine keimende Pflanze in Erde gesetzt, sollte diese ungedüngt sein, da die Pflanze sonst sofort an einer Überversorgung an Nährstoffen stirbt (Ausnahme: Steinwolle).
Der Zeitpunkt, zu dem die Düngung anfängt, sollte mit Bedacht gewählt werden. Meistens beginnt man damit zu Anfang der Wachstumsphase.
Ein Samen kann bereits nach 12 – 24 Stunden anfangen zu keimen, manchmal vergehen auch einige Tage. Wichtig ist, dass du während des gesamten Prozesses Schimmelbildung verhinderst.
Zur Keimung müssen die Samen durchgehend befeuchtet werden, wodurch sie besonders anfällig für Schimmel sind.
Als Grundregel gilt: Die Samen müssen feucht sein, aber nicht nass. Bestenfalls verwendest du einen Wassersprüher, um die Samen gezielt zu befeuchten und überprüfst alle paar Stunden, ob die Samen zu trocken sind.
Entscheidend ist neben der Feuchtigkeit die Temperatur. Fragen hierzu und bspw. wie viel Licht die jungen Sämlinge brauchen, klären wir im abschließenden FAQ.
Achte zudem auf Dunkelheit: Hanfsamen vertragen in der Keimung kein Licht.
Zu guter Letzt sind natürlich die Samen entscheidend. Wie du die richtigen auswählst, liest du weiter unten.
Die 4 wichtigsten Methoden, Hanfsamen keimen zu lassen
Es gibt mehrere Methoden, wie man Hanfsamen keimen lassen kann. Wir wollen hier die 4 häufigsten Methoden mitsamt ihren Vor- und Nachteilen vorstellen.
Methode 1: Keimung in Tüchern oder Watte
Meistens werden Cannabissamen in feuchten Tüchern oder Watte zum Keimen gebracht. Diese Variante ist relativ zuverlässig und die Samen zu töten ist glücklicherweise recht schwer.
Du nimmst einfach ein feuchtes Küchentuch oder ein Wattepad. Dieses befeuchtest du nun leicht mit Wasser, klatschnass dürfen die Tücher nicht sein, da sie sonst schimmeln. Idealerweise sprühst du mit einer Sprühflasche ein wenig Wasser auf das Tuch, manche halten das Tuch lieber kurz unter fließendes Wasser.
Nun platzierst du darin sanft (mit sterilen Händen / Pinzette) deine Samen und faltest das feuchte Papier nochmal darüber. Das Küchentuch kannst du nun bspw. zwischen zwei Teller oder in einen Plastikbehälter legen, damit kein Licht eindringt, die Feuchtigkeit gewahrt wird und sich Wärme staut. Lege den Behälter nun an einem warmen Ort ab.
Alle paar Stunden solltest du den Behälter öffnen und bei Bedarf Wasser nachsprühen. Die Papiertücher dürfen nicht austrocknen. Nach spätestens 72 Stunden sollten die Samen keimen, in Extremfällen musst du bis zu 10 Tage lang warten.
Du wirst sehen, wie eine oder mehrere Wurzeln aus dem Samen ragen. Ist eine Wurzel ca. 1 cm lang, kann der Samen in ein Medium wie Erde gesetzt werden, Pro-Grower setzen oft auf sogenannte Jiffy-Pallets.
In der Anfangsphase sollte der Sämling noch nicht gedüngt werden. Bei biologischen Düngern sagt man oft, dass mit dem fertigen ersten Blätterpaar die Düngung langsam starten kann.
Methode 2: Keimung in Wasser
Tücher werden verwendet, damit du mehr Kontrolle über Schimmel und Feuchtigkeit hast. Alternativ kannst du die Cannabissamen einfach in Leitungswasser keimen lassen. Vorteilhaft daran ist, dass die Zellteilung in jungen Samen angeregt wird.
Lege die Samen hierfür in einen Behälter, der flach mit Wasser gefüllt ist. Manche Grower verwenden auch herkömmliche Gläser. Stelle den Behälter an einen dunklen Ort, der zwischen 20° C und 25° C warm ist.
Binnen 24 Stunden sollte die Keimung beginnen. Wichtig ist, dass die Samen nicht zu lange im Wasser liegen, 3 – 4 Tage sind die Maximaldauer. Hier entfernst du die Samen, wenn die Wurzeln noch sehr klein sind, also etwa bei 3 mm Länge. Danach setzt du sie einfach in ein Medium wie Erde oder die Jiffy-Pallets. Bedenke, die Samen immer leicht mit Erde zu überschütten.
Methode 3: Keimung im Growmedium
Du kannst die Keimung auch direkt im Topf vornehmen. Dann musst du die fragilen gekeimten Samen nicht mehr umtopfen, was deren Überlebenschance steigert.
Wähle idealerweise ein Medium aus, welches ziemlich durchlässig für Wasser ist. Bewässere leicht das Medium und grabe anschließend ein Zentimeter tiefes Loch in die Erde. Gebe den Samen hinein und überschütte ihn wieder ganz locker mit der Erde.
Platziere eine Plastikfolie über dem Topf, um Feuchtigkeit und Wärme zu speichern. Da Luftzirkulation nach wie vor nötig ist, sollten wenige kleine Löcher in die Plastikfolie gestochen werden. Platziere den Topf nun an einem warmen Ort und entferne die Plastikfolie, sobald erste Pflanzenteile aus der Erde ragen. Halte die Erde bis dahin gut befeuchtet.
Methode 4: Keimung in Steinwolle (Hydroponik)
Steinwolle ist eine Mineralwolle, die Mineralien wie Kalkstein, Basalt oder Vulkangestein enthält. Meistens werden sie in Form von Würfel verkauft. Im Gegensatz zur Erde ist Steinwolle sanfter, weshalb die Fehlerrate in der Keimung bei einem gekonnten Grower sehr niedrig sein kann. Steinwolle wird oftmals für die Keimung bei hydroponischen Grows eingesetzt.
Erstmal musst du den EC- und pH-Wert der Steinwolle optimieren. Der pH-Wert liegt mit 7 zu hoch. Du verminderst ihn auf 4,5 – 5,5, indem du die Steinwolle 24 Stunden in Wasser liegen lässt, ggf. mit einem pH-Down Zusatz. Der EC-Wert sollte mit Düngemitteln auf 0,4 – 0,5 gebracht werden.
Befeuchte die Steinwollblöcke nun so, als wäre es normale Erde. Die Steinwolle fängt die Feuchtigkeit hervorragend, weshalb du nicht so oft die Feuchtigkeit überprüfen musst. Platziere nun deine Samen in den dafür vorgesehenen Einbuchtungen und überschütte sie leicht mit Steinwolle – ohne Druck auszuüben! Stecke die Steinwollblöcke nun in einen großen Behälter aus Plastik, der die Feuchtigkeit wahrt. Haben sich Sämlinge gebildet, kannst du diese in ein herkömmliches oder hydroponisches Growmedium geben.
Diese Hilfsmittel brauchst du zur Cannabiskeimung
In erster Linie solltest du dir anschauen, welche Methode du verwenden willst. Die Wattepad-Methode benötigt bspw. Wattepads, während die Keimung mit Steinwolle entsprechende Steinwollblöcke benötigt. Folgende Hilfsmittel brauchst du jedoch immer:
- Ein Growmedium, in welches die gekeimten Sämlinge überführt werden
- Eine desinfizierte Pinzette, um die Samen zu bewegen
- Eine Sprühflasche, um die Feuchtigkeit aufrecht zu erhalten
- Ein (Plastik-)Behälter, der die Feuchtigkeit und Temperatur wahrt
- Ein Thermometer
- Ggf. ein EC- & pH-Messgerät
- Die Cannabissamen deiner Wahl
- Alles, um im Anschluss direkt zu growen (Grow-Zelt, Beleuchtung, Lüftungssystem, etc.)
FAQ Cannabissamen keimen lassen
Die beste Temperatur zum Keimen von Cannabissamen?
Die richtige Temperatur ist ausschlaggebend für den Erfolg deines Grows. Während Samen die geringste Menge Feuchtigkeit als Anreiz zum Keimen nehmen können, gibt eigentlich die Temperatur den Ton an. Tagsüber sollte eine Temperatur im Rahmen von 22° C – 24° C gewahrt werden, nachts sind 17° C – 19° C ideal. Erkundige dich darüber, ob für deine Samen vielleicht besondere Bedingungen gelten.
Die beste Luftfeuchtigkeit zum Keimen von Cannabissamen?
Hier gibt es auch eine einfache Faustregel: Die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 70 und 90 % betragen. Ist die Temperatur ein wenig höher, kann ggf. die Luftfeuchtigkeit ein wenig geringer ausfallen.
Wie lange brauchen Hanfsamen zum Keimen?
Wenn die drei Komponenten Wärme, Feuchtigkeit und Dunkelheit ordentlich zusammen spielen, keimt dein Hanfsamen. Während das oft zwischen 12 und 36 Stunden braucht, sieht man manchmal erst nach 10 Tagen erste Wurzeltriebe aus dem Samen ragen.
Wie kann man Cannabissamen aufbewahren?
Idealerweise lagerst du Cannabissamen im Kühlschrank. Ein kühler, trockener und dunkler Ort eignet sich ideal für die Lagerung der Samen. Der Gefrierschrank würde die Samen töten.
Sind Hanfsamen Lichtkeimer?
Nein – Hanf ist ein Dunkelkeimer. Die Samen brauchen also Dunkelheit, damit sie keimen können. Achte darauf, dass deine Samen in der Keimung möglichst keinen Kontakt zu Licht haben. Feuchtigkeit und Wärme sind die bestimmenden Faktoren.
Welche Cannabissamen für Anfänger?
Erstmal kannst du frei zwischen Autoflowering-Sorten und photoperiodischen wählen. Autoflowering-Sorten empfehlen wir Anfängern, da diese nicht die Arbeit mit der Umstellung der Photoperioden mit sich bringen. Selbstverständlich solltest du ausschließlich auf feminisierte Samen setzen.
Du kannst dir gerne deine Lieblingssorte aussuchen. Wichtig ist vor allem, dass du die Samen bei einer bekannten und hochwertigen Samenbank einkaufst. Diese verkaufen hauptsächlich gesunde und starke Samen, bei denen die Keimung nicht floppt.
Für einen Qualitätscheck kannst du die Farbe der Samen anschauen. Als Faustregel gilt, dass dunklere Samen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, starke Pflanzen auszubilden. Bei helleren Samen wird häufiger die Keimung scheitern.
Kann ich die Keimung umgehen?
Ja, mit Cannabisklonen! Wenn du deine Pflanzen richtig toppst, kannst du die entfernten Pflanzenspitzen wieder in ein Medium pflanzen. Hieraus erwächst ein Klon der getoppten Cannabispflanze, der ohne Keimung einfach weiterwächst.